„Dank BARshare und ÖPNV ist es möglich, aufs eigene Auto zu verzichten“
- Welche Verkehrsmittel (privater PKW, Fahrrad, Motorrad, ÖPNV, SPNV) nutzen Sie privat und welchen Stellenwert nehmen diese in Ihrem Alltag ein? Welche Rolle spielt Mobilität insgesamt in Ihrem Leben (z.B. Arbeitsweg, Transporte, Dienstreisen, Urlaubsreisen, …)?
Innerstädtisch sind wir oft per pedes, Fahrrad oder mit dem Eberswalder O-Bus unterwegs. Ziele außerhalb unseres Wohnorts erreichen wir mit dem Zug - hier bevorzugen wir möglichst direkte Verbindungen ohne Umsteigen. Zum einen, um wegen Verspätungen Anschlusszüge nicht zu verpassen, zum anderen, um uns den Stress mit dem Umsteigen als Großfamilie zu ersparen. Besonders gern nehmen wir den Zug, wenn sich eine Zeitersparnis gegenüber der Nutzung eines PKW ergibt. Insbesondere für Fahrten nach Berlin trifft das auf jeden Fall zu! Die kurzen Wege durch unseren ohnehin nicht allzu großen Wohnort Eberswalde sind für uns gut zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen. Ausflüge, Familienbesuche, Reisen etc. unternehmen wir aber gern mit dem (eigenen) Auto: Für die Mitnahme von Kindern und Gepäck ist das schon erheblich praktischer, der Organisationsaufwand bleibt zeitlich geringer, wir sind unabhängig von festgelegten Abfahrtszeiten und einfach insgesamt flexibler. - Sehen Sie mit Blick auf den Klimawandel und die notwendige Energie- und Verkehrswende eine Notwendigkeit und/oder Möglichkeit, Ihr persönliches Mobilitätsverhalten zu verändern? Wie groß ist diesbezüglich Ihre Motivation?
Ja, sehen wir! Wir sind bemüht und sehr motiviert, so wenig wie möglich fossile Energie zu verbrauchen. Bereits mehrmals haben wir zeitweise ohne eigenes Auto gelebt und denken auch derzeit wieder darüber nach. Bedingung für diese Entscheidung sind aber natürlich alternative Mobilitätsangebote. Die aktuelle Krise im Bereich Energieversorgung, die mit dem Krieg in Osteuropa ja gerade eine neue Dramatik erfährt, erhöht für uns die Attraktivität und Bedeutung von BARshare – auch weil die Energie, mit der die E-Autos von BARshare fahren, aus regenerativen Quellen stammt und perspektivisch auxh konsequent regional erzeugt werden könnte. - Seit wann kennen Sie BARshare und wie haben Sie davon erfahren?
Wir haben uns bereits 2019 zum Start von BARshare registrieren lassen – wahrscheinlich waren wir unter den Ersten im Barnim? Wir haben damals aus der Zeitung erfahren, dass es im Barnim ein elektrisches Carsharing geben soll. - Was dachten Sie am Anfang über dieses Mobilitätsangebot? Wie haben Sie sich über BARshare informiert?
Wir haben uns gefreut und gehofft, dass neben den BARshare-Renault ZOEs auch größere Vans mit in die Flotte aufgenommen werden, da wir eine fünfköpfige Familie sind und Platz benötigen. Das hat mit dem BARshare-Nissan ja dann auch geklappt. - Welche ist die für Sie nächstgelegene BARshare-Station und wie weit ist diese von Ihrem Wohnort entfernt?
In unserer Wohngegend befinden sich gleich mehrere BARshare-Standorte in Abständen von einigen hundert Metern bzw. wenigen Kilometern: in der Brunnenstraße, direkt vor Ort beim BARshare-Servicepartner Autodienst marx, bei der Sparkasse Barnim in der Eisenbahnstraße an der Sparkasse und im Parkhaus des Landkreises sowie davor in der Pfeilstraße. In unserer unmittelbaren Nähe gibt es jedoch (noch) keine Station. - Wann und welchem Rahmen haben Sie BARshare zum ersten Mal genutzt?
Das erste Mal haben wir BARshare aus Neugierde ausprobiert, für eine kleine Spritztour. Dann habe ich (Tino Kotte) es immer wieder dienstlich genutzt, manchmal auch privat. Von Ende 2019 bis Ende 2020 hatten wir für einen Zeitraum unser Auto abgeschafft und haben in dieser Zeit oft BARshare genutzt. Für längere Reisen mussten wir aber auf einen anderen Sharing-Anbieter oder die Bahn zurückgreifen. Nach einem Jahr haben wir uns schließlich entschieden, wieder ein Auto anzuschaffen, um flexibler zu sein - auch wegen Corona und den damit verbundenen Einschränkungen. - Hatten Sie bereits Vorerfahrung mit Car- oder Bikesharing? Wie häufig nutzen Sie generell Mobilitätsangebote im Sharingbereich (free floating / stationsbasiert)?
Bevor wir in den Barnim gezogen sind, wohnten wir in Berlin und waren in dieser Zeit in der Arbeitsgemeinschaft Verkehr der Genossenschaft „Bremer Höhe“ und beim VCD aktiv. Durch dieses Engagement waren uns Carsharing-Angebote im Berliner Kontext bereits gut bekannt - zu Spitzenzeiten waren wir bei bis zu sieben Anbietern registriert! Die Verfügbarkeit insbesondere an den Wochenenden war jedoch meist eingeschränkt. Durch diese Vorerfahrungen, sowohl mit stationsgebundenem Carsharing als auch „free floating“, sind wir mit Carsharing also schon lange vertraut. Es hieß Ende der 1990er, Anfang der 2000er noch oft, dass sich Carsharing im Gegensatz zur Großstadt im ländlichen Raum nicht lohne. Anfang der 2010er habe ich im Rahmen meines gesellschafts- und verkehrspolitischen Engagements noch mit dem damaligen Panketaler Bürgermeister Rainer Fornell für eine Carsharing-Station am Rathaus Panketal in Zepernick gekämpft. Damals hat die Deutsche Bahn in einem Pilotprojekt tatsächlich eine Carsharing-Station eingerichtet. Auch in anderen Bundesländern haben wir als Familie mehrere Anbieter probiert, darunter sogar eines in der Schweiz. - Wie häufig nutzen Sie BARshare mittlerweile?
2020, unser Jahr ohne eigenes Auto, war die intensivste Nutzungszeit bisher. Seit Ende 2020 nutzen wir BARshare sporadisch und wenn, dann eher dienstlich, da wir privat mittlerweile wieder ein eigenes Auto angeschafft haben. - Haben Ihre Erfahrungen mit BARshare Ihre Vorannahmen zur Nutzung eines E-Carsharings bestätigt?
Gab es Erfahrungen, die Sie überrascht haben? Die Beschleunigung von E-Autos ist schon großartig! Ansonsten gab es keine Überraschungen. Man muss eben mehr planen, insbesondere die Länge der geplanten Fahrtstrecke muss aufgrund der eingeschränkten Reichweite und Ladesäuleninfrastruktur mitgedacht werden. Auch die Begrenzung zum Ende des Buchungszeitraums, wenn Nachfolge-Reservierungen auf das jeweilige Fahrzeug bestehen, muss man natürlich bedenken. - Was wissen Sie an BARshare am meisten zu schätzen?
In Eberswalde ist es in der Regel kein Problem, ein Auto zu bekommen, wenn man es braucht. Die Fahrzeuge sind gepflegt und neu und die Reichweite in den meisten Fällen ausreichend. - Welche Aspekte an BARshare bereiten Ihnen Schwierigkeiten?
Wir benötigen als Familie ein großes Fahrzeug - spontan und an den Wochenenden ist diese Fahrzeugklasse aber nicht immer in der Nähe verfügbar. Bei der Handhabung hatten wir öfter schon Probleme mit dem Anschließen des Fahrzeugs an die Ladesäule. Was bei Sharing natürlich auch immer dazukommt: Man muss vor Antritt einer Fahrt immer genau nach Vorschäden schauen, um nicht für Schäden zu haften, die man selbst nicht verursacht hat. Die Notwendigkeit einer guten Planung, auch wegen der eingeschränkten Reichweite, war ja schon genannt. Für Reisen über’s Wochenende kostet die BARshare-Nutzung vergleichsweise recht viel, da man auch für die Zeit zahlt, wenn das Auto nur bei Hin- und Rückfahrt genutzt wird und in der Zwischenzeit nur herumsteht. Die E-Auto-Modelle von BARshare sind für große Menschen relativ klein, insbesondere der Nissan ist für uns etwas unbequem. Zudem haben die Fahrzeuge keine Anhängerkupplung – das wäre praktisch, wenn wir mit unserem Segelboot unterwegs sind oder größere Sachen transportieren wollen. - Hat die Verfügbarkeit von BARshare Ihr Mobilitätsverhalten verändert? Wenn ja, wie?
Zumindest denken wir immer wieder darüber nach, ganz ohne eigenes Auto zu leben. Insbesondere die hohen Benzinpreise und auch der finanzielle und zeitliche Aufwand, ein eigenes Auto zu betreiben, zu reparieren und zu pflegen, macht BARshare in Kombination mit Fahrrad, Bus und Bahn zu einer interessanten Alternative. Wir sind mit dem BARshare-Auto 2020 wesentlich weniger Kilometer gefahren als mit unserem jetzigen Auto - Autobesitz bedeutet eben auch Nutzung, weil das eigene Auto sehr niedrigschwellig immer vor der Tür steht und der Mensch wohl einfach zur Bequemlichkeit neigt. Demnach kann man sagen, dass das Angebot von BARshare das Mobilitätsverhalten insofern ändert, dass man wesentlich weniger Auto fährt bzw. etwas länger überlegt, ob es nicht auch mit dem Rad, Bus oder der Bahn geht. Es ist für uns gut zu wissen, dass wir mit BARshare immer die Option haben, schnell an ein zweites Auto zu kommen. - Hat die COVID-19-Pandemie einen Einfluss auf Ihr Mobilitätsverhalten im Allgemeinen und/oder auf die Nutzung von BARshare im Speziellen gehabt? Wenn ja, welchen?
Ja - wenn man ohne Maske unterwegs sein wollte, war BARshare eine angenehme Alternative. Generell ist die Ansteckungsgefahr im ÖPV wesentlich höher – und dieser war während der Pandemiespitzenzeit ja auch teilweise eingeschränkt. BARshare hat hier aus unserer Sicht eine großartige Alternative geboten. Daher haben wir in den beiden Jahren auch öfter auf das Auto als Verkehrsmittel zurückgegriffen als in anderen Zeiten. Auch die Wiederanschaffung eines eigenen PKW war maßgeblich von den Erfahrungen mit den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen verbunden. Mit dem (eigenen) Auto haben wir uns freier und unabhängiger gefühlt. - Welches Erlebnis mit BARshare ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Mit einem BARshare-Nissan haben wir einen Ausflug ins ca. 85 Kilometer entfernte Rheinsberg gemacht – auf der Rückreise sind wir dann sparsamst zurückgerollt, immer in Aufregung, ob wir es noch bis nach Eberswalde zurück schaffen. Daraus haben wir mitgenommen, dass die errechnete Reichweite eines E-Autos im Display nicht zu genau genommen werden sollte. - Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung von BARshare? Kann das Angebot aus Ihrer Sicht einen Beitrag zur Verkehrswende im Barnim leisten?
Wir wünschen uns, dass das Netz mit BARshare-Standorten weiter ausgebaut wird und noch mehr Betriebe und Institutionen im Barnim BARshare-Nutzerschaften eingehen - damit das E-Auto noch mehr in die Fläche kommt und BARshare auch für andere ländlich geprägte Landkreise Vorbild sein kann. Unser Traum wäre es, wenn es in ganz Deutschland solche Angebote wie das von BARshare gäbe, gern auch mit Stationen an kleineren Bahnhöfen. Dann könnten wir dort umsteigen und unsere Reise zu abgelegenen Zielen fortsetzen. Die Tarifstruktur könnte auch weiterentwickelt werden, insbesondere für die Wochenenden, wenn das Auto doch mal während der Nutzungszeit länger ungenutzt herumsteht. Die BARshare-Flotte könnte außerdem noch um weitere Fahrzeugmodelle mit mehr Platz und mehr Reichweite erweitert werden. One-Way-Carsharing ist im ländlichen Raum sicherlich schwierig und wirtschaftlich schwer umzusetzen - das fänden wir aber interessant. Vielleicht eine Mischung aus free floating und stationsbasierten Carsharing in ausgewählten Orten?